Die IVBS lud alle Fachleute, die sich mit dem Binokularsehen befassen, zu ihrem 33. Jahreskongress ein. Nachdem dieser im vergangenen Jahr pandemiebedingt abgesagt werden musste und auch im Mai 2021 noch nicht durchführbar war, fand er nun am 2./3. Oktober statt – als Präsenzveranstaltung in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.
Nach einer langen Phase von Einschränkungen und Lockdowns wird der IVBS-Kongress Anfang Oktober für viele Fachleute die erste Möglichkeit gewesen sein, endlich wieder an einer größeren physischen Veranstaltung teilzunehmen. Das Kongresshotel bot ein professionelles Hygienekonzept und setze selbstverständlich sämtliche Auflagen um, die zu diesem Zeitpunkt galten.
16 Referenten aus acht Berufsgruppen präsentierten ein abwechslungsreiches fachliches Programm rund um das Thema beidäugiges Sehen. Wie bisher vergaben sowohl der ZVA als auch der SBAO Credit Points für die Teilnahme.
Der erste Kongresstag startete sogleich mit einem besonderen Höhepunkt: Nach rund zehnjähriger Überarbeitung stellte die IVBS die fünfte Auflage der "Richtlinien zur Anwendung der MKH" erstmals der Fachöffentlichkeit vor. Die offizielle Präsentation erfolgte im Format eines interaktiven Praxisforums, auf dem die mit der Überarbeitung betrauten Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats die Neuerungen und Änderungen in kurzen Vorträgen und Podiumsdiskussionen erläuterten. Zu allen Aspekten fand eine breite Aussprache statt, in der die Kongressteilnehmer Fragen an die Experten auf dem Podium richten konnten, wovon intensiv Gebrauch gemacht wurde. Hierbei wurden auch viele wertvolle Praxistipps vermittelt.
Georg Stollenwerk, Präsident der IVBS, unterstreicht die Bedeutung des vollständig überarbeiteten Regelwerks: "Die MKH stellt im Ergebnis weiterhin ein hochmodernes Verfahren dar, welches vielfältige Aspekte des Binokularsehens abdeckt. Seit mehr als 60 Jahren wird die Methodik praktisch angewendet, und die großen Erfolge unterstreichen ihre Bedeutung bei der Lösung binokularer Sehprobleme. Vor dem Hintergrund stetig wachsender Anforderungen an das visuelle System ist die MKH mehr denn je ein unverzichtbares Tool für eine erfolgreiche optometrische Untersuchung."
Die Vielseitigkeit der Fortbildungsveranstaltung zeigte sich auch beim Blick auf das Vortragsprogramm am Sonntag. Neben aktuellen Studienergebnissen ging es zum Beispiel um Pupillenreaktionsteste und Anforderungen an Kinderbrillen. Aus ärztlicher Sicht berichteten ein Allgemeinmediziner, ein Schmerztherapeut und ein Augenarzt.
Ein weiterer Höhepunkt war wieder der Vortrag aus der Kategorie "Der besondere Praxisfall" sein. Diesmal ging es um einen Fall mit starker Esophorie, bei dem vor mehr als 30 Jahren im Alter von zwölf Jahren eine Augenmuskeloperation erfolgte. Aufgrund seiner damaligen Einschränkungen wurde dem Betroffenen der Besuch einer Sonderschule empfohlen. Tatsächlich wurde er Arzt und berichtete den Kongressteilnehmern eindrucksvoll über seinen Fall.
Am Nachmittag des ersten Kongresstages fand eine außerordentliche Generalversammlung für Mitglieder der IVBS statt. Haupttagesordnungspunkt war die Neuwahl sämtlicher Gremienmitglieder einschließlich der Wahl einer neuen Präsidentin, Beate Göpel (Bonn) und eines neuen Vize-Präsidenten, Michael Hornig (Hankensbüttel).
Nachfolgend finden Sie das Programm des IVBS-Jahreskongresses 2021. Vielleicht macht es Ihnen ja Lust auf weitere 'Binokular-Themen' und auf den nächsten IVBS-Jahreskongress.
Wir würden uns sehr freuen, Sie dann begrüßen zu dürfen!
Samstag, | 2. Oktober 2021 | |
09:00 – 12:00 | | IVBS-Vorstandssitzung |
12:00 - 13:00 | | Mittagsimbiss
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13:00 - 16:30
| Praxisforum spezial
| "MKH 5.0 - Vorstellung der neuen Richtlinien" - Kurzvorträge und Podiumsdiskussionen
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| | Beate Göpel, selbstständige Augenoptikermeisterin, Mitglied Präsidium IVBS,
Prof. Ralph Krüger, Beuth Hochschule für Technik Berlin, Sprecher Wissenschaftlicher Beirat IVBS
Prof. Dr. Stephan Reiss, Beuth Hochschule für Technik Berlin
Georg Stollenwerk, freiberuflicher Dozent und Fachberater, Präsident IVBS
Rund zehn Jahre lang hat eine Expertenrunde des Wissenschaftlichen Beirats der IVBS die "Richtlinien zur Anwendung der MKH" überarbeitet. Im Rahmen dieser umfassenden Bestandsaufnahme wurde unvoreingenommen und tabulos jedes Detail auf den Prüfstand gestellt, angefangen bei Begrifflichkeiten, über Bestandteile der Untersuchung bis hin zu Anwendungsregeln an den einzelnen Testen. Dabei wurden sowohl praktische Erfahrungen als auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt.
Herausgekommen ist ein vollständig überarbeitetes Regelwerk, das an vielen Stellen Neuheiten und Änderungen aufweist. Es handelt sich um die konsequente Weiterentwicklung der MKH – so wie es H.-J. Haase stets von der IVBS gefordert hat.
Die MKH stellt im Ergebnis weiterhin ein hochmodernes Verfahren dar, welches vielfältige Aspekte des Binokularsehens abdeckt. Seit mehr als 60 Jahren wird die Methodik praktisch angewendet, und die großen Erfolge unterstreichen ihre Bedeutung bei der Lösung binokularer Sehprobleme. Vor dem Hintergrund stetig wachsender Anforderungen an das visuelle System ist die MKH mehr denn je ein unverzichtbares Tool für eine erfolgreiche optometrische Untersuchung.
Auf ihrem 33. Jahreskongress im Oktober 2021 in Mainz stellt die IVBS die fünfte Auflage der "Richtlinien zur Anwendung der MKH" erstmals der Fachöffentlichkeit vor. Die offizielle Präsentation erfolgt im Format eines interaktiven Praxisforums. Die mit der Überarbeitung betrauten Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats (Beate Göpel, Prof. Ralph Krüger, Prof. Dr. Stephan Reiß und Georg Stollenwerk) werden die Neuerungen und Änderungen erläutern – in kurzen Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Zu allen Aspekten findet eine breite Aussprache statt, in der die Kongressteilnehmer Fragen an die Experten auf dem Podium richten können. Hierbei werden auch viele wertvolle Praxistipps vermittelt.
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17:00 - 19:00 | | Außerordentliche Generalversammlung (nur für Mitglieder der IVBS)
IVBS-Mitglieder können nach einem Login (oben rechts) die Tagesordnung der Generalversammlung einsehen.
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19:30 | | Busabfahrt vom Kongresshotel zur Abendveranstaltung
Landgasthof Kirschgarten, Wackernheim
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Sonntag, | 3. Oktober 2021 | |
09:00 - 16:00
| Plenarvorträge | |
09:00 - 09:20 | | Grußwort des neuen Präsidenten |
09:20 - 11:10
| Vortragsblock I | |
09:20 – 09:50 | | Prof. Dr. Stephanie Jainta
"Beeinflussen prismatische Korektionen die binokulare Koordination beim Lesen?" (Studienergebnisse)
Wenn wir lesen, gleiten unsere Augen nicht in einer kontinuierlichen Bewegung über den Text hinweg, sondern sie „springen“ von Wort zu Wort und fixieren dabei für nur ca. 200 ms (fast) jedes einzelne Wort. In einer SNF-Studie mit dem Titel „Do prismatic corrections impact on binocular coordination during reading? – evaluating prismatic effects “online” during reading via eye tracking technology for heterophorics and several controls“ wurden seit 2017 mehr als 150 Personen in einer ausführlichen optometrischen Sitzung am Institut für Optometrie in Olten untersucht und parallel dazu ihre binokularen Augenbewegungen beim Lesen vermessen. Für einen Großteil der Personen wurden zudem Sätze so präsentiert, dass der Text in der individuellen Heterophorie (bestimmt nach MKH) lag. In diesem ersten Teil der Ergebnispräsentation werden die Effekte dieser kurzfristigen, zusätzlichen Disparität (vgl. einer Prismenwirkung) dargestellt, sowie Bezüge zu asthenopischen Beschwerden hergestellt und Vergleiche zu anderen Heterophorie-Messverfahren berichtet. Unsere Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass zwar die Effizienz einer alltäglichen Aufgabe deutlich von der Güte beidäugiger Information profitiert - ganz im Sinne von „Mit zwei Augen liest man besser!“ – kurzfristige, spontane Wirkungen von Prismen (bzw. von zusätzlicher Disparität) allerdings nicht zu erkennen sind. Langfristige Effekte (nach 6 Monate Tragezeit, z.B.) werden im zweiten Teil der Ergebnispräsentation berichtet (voraussichtlich 2021; Ende der SNF-Studie: Aug 2020).
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09:50 – 10:20 |
| Michael Hornig,
Jennifer Knepper, B.Sc.
Bernhard Peuckert, B.Sc.
"Frühkindliches Sehscreening im Landkreis Gifhorn" (Projektbericht)
Der Vortrag informiert über das Projekt „Frühkindliches Sehscreening im Landkreis Gifhorn“ und die daraus bisher gewonnenen Erkenntnisse. Er gliedert sich in drei Teile.
Im ersten Teil wird das Projekt kurz vorgestellt. Die Motivation, die dahin geführt hat, sowie der Weg der Umsetzung.
Im zweiten Teil soll aufgezeigt werden, wie mit einfachen Mitteln ein wichtiger Beitrag zur visuellen Vorsorge geleistet werden kann. Welche Qualifikationen sind erforderlich und wie können Optiker und Optometristen mit unterschiedlichem Wissensstand/Ausbildungsstand mitwirken?
Der dritte Teil beschäftigt sich mit den gewonnenen Erkenntnissen aus ca. 4000 untersuchten Kindern. Liefert eine so strukturierte Maßnahme verwertbare Informationen und Grundlagen für die Früherkennung von visuellen Einschränkungen und gleichermaßen für die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen? Wie kann ein Sehscreening anhand der gewonnenen Daten weiter optimiert werden?
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10:20 – 10:50 |
| Volkhard Schroth, B.Sc.
"Was ist Fixationsdisparität? Ein Update zum aktuellen Stand des Wissens"
Im normalen Binokularsehen kann es kleine Vergenzfehler geben, die bereits im Jahr 1900 von Hofmann und Bielschowsky beschrieben wurden. Bei aktiver Fusion führen Bildlagefehler von wenigen Winkelminuten noch nicht zum Doppeltsehen, weil sie sensorisch fusioniert werden. Dies bezeichnet man als „subjektive Fixationsdisparität“, wenn subjektive Teste zur Bestimmung verwendet werden. Inzwischen lassen sich sehr kleine Vergenzfehler auch objektiv messen. Erstaunlicherweise unterscheiden sich die subjektiven und objektiven Messergebnisse bei gleichzeitiger Erfassung der beiden Arten von FD. Oft sind die subjektiven Werte bis zu 10fach kleiner, aber nicht durchgängig bei allen Personen. Manchmal ist die subjektive FD nur wenig kleiner, bei anderen Personen ist diese Differenz deutlich höher. Als Hauptgrund für den Unterschied wird angenommen, dass die retinale Korrespondenz für zentrumsnahe Objekte individuell umcodiert wird. Daher zeigt die subjektive FD meist nur einen bestimmten Teil des gesamten Bildlagefehlers an. Dieser Vortrag möchte einen kleinen Einblick in die spannende Welt der wissenschaftlichen Forschung geben. Objektive Messungen erlauben indirekt eine Erfolgskontrolle von prismatischen Korrektionen und von Prismen-Adaptation. Sie haben gezeigt, dass MKH Prismen effektiv sind, um die FD auch nach mehrwöchigem Tragen der Prismenbrille zu reduzieren. Für allgemein gültige Schlussfolgerungen ist es derzeit aber noch zu früh. Auch ersetzten objektive Messungen nicht die etablierten Methoden zur Bestimmung von prismatischen Korrektionswerten, die nach wie vor nur an subjektiven Testen erfolgt. Im Vortrag werden Zusammenhänge zwischen den beiden Arten von Fixationsdisparität erklärt, offenen Fragen angesprochen und Ausblicke auf weitere Entwicklungen gegeben. |
10:50 – 11:10 | | Diskussionsrunde zu den vorangegangenen drei Vorträgen |
11:10 – 11:40 | | Industrieausstellung/Kaffeepause |
11:40 - 14:15
| Vortragsblock II | |
11:40 – 12:10 | | Prof. Dr. Holger Dietze
"Durchführung und Auswertung von Pupillenreaktionstesten"
Die Beurteilung der Pupillenreaktion auf Licht gilt selbst bei einfachen Untersuchungen der Augengesundheit nicht zuletzt deshalb als Standard, weil eine Sehverschlechterung mitunter durch eine gestörte Pupillenreaktion erklärt werden kann. Der entsprechende Test gehört zu einer Reihe von Eingangstesten für die optometrische Untersuchung, die sich zwar einfach auszuführen, aber nur mithilfe von erweiterten Kenntnissen über das Auges und das Sehen interpretieren lassen.
Der Vortrag beschreibt anatomische Hintergründe für die Lichtreaktion der Pupille, einen Routine-Test für deren Beurteilung sowie Erscheinungsbilder und Ursachen für eine veränderte Pupillenreaktion. Übrigens: Seit 2011 ist der Pupillenreaktionstest Bestandteil der ZVA-Arbeitsrichtlinien für Augenoptikermeister und Optometristen.
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12:10 – 12:40 | | Dr. med. Armin Haßdenteufel
"Wie wirken sich spezielle sensomotorische Einlagen auf das binokulare Sehen aus?"
Was haben Füße mit dem Sehen zu tun? Die Podo-Orthesiologie ermöglicht, die Statik und die Mobilität des Körpers zu korrigieren. Durch Einarbeitung minimaler Elemente in flexible, dünne Einlagen werden unterschiedliche Muskelrezeptoren angesprochen. Die Reizung erfolgt nicht nur partiell sondern es werden ganze Muskelketten beeinflusst. Es kommt somit zur einer spezifischen Reaktion auf einen bewusst gesetzten Reiz. Ziele der Behandlung sind das Auflösen der pathologischen Kompensationsmuster und die Re-Education der optimalen physiologischen Haltungs- und Bewegungsabläufe. Dabei erfolgt ein Reprogrammieren der Regelkreise des Kleinhirns. All dies wirkt direkt auf die Spannungsverhältnisse im kraniocervikalen System und somit auf die Kopfhaltung, die Schädelknochen und indirekt somit auch auf das binokulare Sehen.
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12:40 – 13:10 | | Dr. med. Ralf Jungbluth
"Erfahrungen eines Schmerztherapeuten"
Mit Herrn Dr. Jungbluth konnte ein Referent gewonnen werden, der über eine ungewöhnlich breitgefächerte medizinische Ausbildung und entsprechendes Erfahrungswissen in etlichen Disziplinen der Schulmedizin – u.a. der Augenheilkunde – und zusätzlich auf naturheilkundlichem bzw. alternativ-medizinischem Gebiet verfügt. Aktuell ist er leitender Oberarzt einer Abteilung für Schmerztherapie.
Auf dieser Grundlage berichtet er über sinnes- und neurophysiologische Zusammenhänge als aus seiner Sicht oft verkannte Ursachen „orthopädisch“/ schmerztherapeutischer Probleme, bei denen er auch gestörtes Binokularsehen als einen möglichen auslösenden Faktor für muskuläre Beeinträchtigungen am Gesamtorganismus sieht.
Die zugrundeliegenden Zusammenhänge sind relativ komplex. So verspricht dieser Beitrag, ein spannender Blick über den augenoptischen 'Tellerrand' zu werden!
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13:10 – 13:30 | | Diskussionsrunde zu den vorangegangenen drei Vorträgen |
13:30 – 14:15 | | Industrieausstellung/Mittagsimbiss |
14:15 - 16:00
| Vortragsblock III |
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14:15 – 14:45 |
| Hans-Jürgen Eichholz und
Dr. med Jan Sandersfeld
"Der besondere Praxisfall"
Der diesjährige "besondere Praxisfall“ zeigt auf, wie wichtig die binokulare Korrektion und - wie in diesem Sonderfall geschildert - zwei anschließende Augenmuskel-Operationen beim Vorliegen einer hochgradigen Winkelfehlsichtigkeit sein können.
Geschildert wird der Fall eines zehn- bis elfjährigen Schülers, dessen Lehrer den Eltern empfahl, den Sohn auf eine Sonderschule zu schicken, da er große Lernprobleme hatte. Es drohte ein Absturz auf der sozialen Leiter trotz latent bestehender guter Intelligenz.
Nach prismatischer Korrektion nach MKH und zwei anschließenden Augenmuskeloperationen in Berlin erfolgte eine sehr positive schulische Entwicklung, die eine so gute Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn lieferte, dass der damalige Schüler mit Sonderschul-Empfehlung heute seinen angestrebten Beruf als Anästhesist in einer Hamburger Klink ausüben kann.
Der Haase- und Dr. Goersch-Schüler Hans-Jürgen Eichholz berichtet zusammen mit dem ehemaligen Schüler Jan Sandersfeld, heute Dr. med. Jan Sandersfeld, über eine berufliche Entwicklung, welche ohne MKH so nicht hätte stattfinden können.
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14:45 – 15:15 | | Ralf Gönnewig
"Anforderungen an Kinderbrillen mit hohen Glasstärken"
Der Vortrag befasst sich mit der Frage, welche Aspekte bei der Auswahl von Brillenfassungen und -gläsern zu berücksichtigt sind, um eine optimale Versorgung von Kindern zu erreichen.
Schon im Vorfeld können etliche Dinge beachtet werden, damit es nicht auf eine 'Chaosbrille' hinausläuft. Es werden Fallstricke bei der Verarbeitung und den Materialien der Brillenfassung aufgezeigt. Auch das Aussehen der Gläser lässt sich oft noch optimieren.
Mit den richtigen Erkenntnissen schon bei der Fassungsauswahl und den Glasmaterialien erreicht man die bestmögliche Ästhetik und das optimale Seherlebnis.
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15:15 – 15:45 | | Dr. med. Fritz Gorzny
"Historie des Widerstands gegen die MKH - ein persönlicher Rückblick"
Anfang der 1990er Jahre bat mich mein damaliger Mitarbeiter Klaus Detlev Schmidt, inzwischen Gründer und Leiter der Optonia Lehranstalt in Diez, die operative Behandlung von 10 seiner Klienten, die unter einer großen Winkelfehlsichtigkeit litten, zu übernehmen. Mir war die Diagnose WF damals unbekannt und ich habe erst nach Rücksprache mit Dr. Pestalozzi dem Unternehmen zugestimmt und operiert. Die Ergebnisse waren überraschend gut und mir waren die Augen für eine wesentliche Erweiterung meiner strabologischen Tätigkeit geöffnet worden. Jetzt erst wurde mir klar wie grob wir mit den Schielern umgegangen sind. Hauptsache Parallelstand und grobes Binokularsehen. Dass da noch mehr möglich war, wurde mir erst jetzt bewusst. Voller Stolz darüber wollte ich meine Erkenntnis meinen Kollegen mitteilen, stieß aber auf wenig Gegenliebe, ja harten Widerstand. Die (Optiker) sollen erstmal eine Studie liefern, ehe wir (die Augenärzte) uns damit befassen, „Aber das schaffen die nie“, sagte mir wörtlich der Vorsitzende der Delegiertenversammlung C.D. Arenz. Stein des Anstoßes war der Begriff WF, mit dem man ein Einschleichen der Optometrie in die Therapiehoheit der Strabologie fürchtete, natürlich mit finanziellen Einbußen. Diese latente Sorge, vor allem der Orthoptistinnen besteht bis heute. Zudem zeigten die Vertreter der IVBS durchaus die Krallen, indem sie den Ophthalmologen die Fähigkeit eine vernünftige MKH durchzuführen grundsätzlich absprachen, das stünde nicht in ihrem Lehrplan. Die mangelnde Therapieerlaubnis war andererseits die Achillesferse der Optometrie. Anamnese? Prismenbrille zur Behebung erheblicher Störungen z.B. Kopfschmerzen? Es gab viele Prozesse. Da der therapeutische Wille stets bestritten wurde, wurde die Prismenbrille als Gelddruckmaschine diffamiert, die unnötig sei und zu gefährlichen Schieloperationen führe. Über diese Vorwürfe war ich anfangs sehr bestürzt und kannte meine Kollegen nicht wieder und bin es heute noch und die betroffenen Menschen sind es noch mehr. Welche Tricks und hinterhältigen Methoden angewendet wurden, soll in diesem Referat vorgetragen werden, aber auch welche Fehler die Vertreter der IVBS machten, welche Rivalitäten innerhalb der Optometrie bestehen und welche Schwächen das so hochkomplizierte Gedankengebäude H.-J. Haases hat, es dadurch am allgemeinen Durchbruch zum Wohle aller hindert und welche Chancen dadurch vergeben werden. PS: Ich beabsichtige, die reichhaltige Literatur dieses fast 30-jährigen Wissenschaftskrieges zu sammeln und als Skript jedem Interessierten zugänglich zu machen - eine spannende Lektüre. |
15:45 – 16:00 | | Diskussionsrunde zu den vorangegangenen drei Vorträgen |
16:00 | | Schlusswort |